Antibiotika sind eine wirksame Waffe im Kampf gegen schwere von Bakterien verursachte Infektionskrankheiten. Doch werden sie nicht richtig angewendet, kann das dazu führen, dass Resistenzen entstehen und Antibiotika wirkungslos werden. Darüber hinaus können sie – wie jedes andere Medikament auch – Nebenwirkungen verursachen. Eine aktuelle Studie stellt nun die Frage nach einem Zusammenhang zwischen der Entstehung von Nierensteinen bei Kindern und Jugendlichen und der Gabe von Antibiotika.
Nierensteine bei Jugendlichen?
Nierensteine sind eigentlich eine Erkrankung, die im mittleren Lebensalter auftritt. Zunehmend werden Nierensteine aber auch bei Teenagern und sogar bei Kindern diagnostiziert. Laut einer aktuellen Studie aus Island ist die Anzahl der neu auftretenden Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen seit 1995 von 3,7 auf 11,0 pro 100.000 gestiegen, bei den weiblichen Teenagern sogar von 9,8 auf 39,2 pro 100.000.
Die Ursache hierfür ist bisher nicht bekannt. Ein Urologe einer Kinderklinik in Philadelphia (USA) vermutet jedoch, dass die häufige Verordnung von Antibiotika eine Rolle spielen könnte. Dabei geht es um orale Antibiotika, also solche, die über den Mund in den Körper aufgenommen werden. Diese werden bei Kindern und Jugendlichen zur Behandlung von Atemwegserkrankungen eingesetzt. Die Verordnung erfolge häufig, ohne dass vorher nachgewiesen wäre, dass die Infektion durch Bakterien ausgelöst wird. Dies wird nicht nur in Deutschland kritisiert, weil es die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen fördern könnte.
Veränderung der Darmflora
Laut der amerikanischen Untersuchung könnten Nierensteine eine weitere Konsequenz sein. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass der häufige Einsatz von Antibiotika zu einer Veränderung der Darmflora führt. Dabei komme es unter anderem zu einem Rückgang eines Bakteriums, das Säuren abbaut. Das könnte dazu führen, dass mehr dieser Säure – die Bestandteil eines Stoffes ist, aus dem die meisten Nierensteine beim Menschen bestehen – vom Körper aufgenommen wird.
Die Ergebnisse der Studie sind nicht beweisend. Sie legt jedoch nahe, dass die Störung der Darmflora nach der Behandlung mit Antibiotika die Bildung von Nierensteinen fördern könnte. Ein weiterer Grund also, weshalb Risiken mit dem Nutzen und der Notwendigkeit einer Antibiotikabehandlung abgewogen werden sollten – Antibiotika also mit Bedacht eingesetzt werden sollten.
Wie man Kindern richtig Antibiotika verabreicht, liest du hier.
Quelle: www.aerzteblatt.de