Gesund durch den Urlaub

Gesund durch den Urlaub?

Über ein kleines Mitbringsel aus dem Urlaub freut sich fast jeder. Nicht jedoch über fiese Krankheitserreger. Denn auch in der schönsten Zeit des Jahres und an den traumhaftesten Orten dieser Welt kann man sich mit solchen Keimen anstecken. Vorbeugen und Vorsicht sind wichtig, damit aus dem Traumurlaub kein Alptraum wird.

Resistente Keime im Gepäck

Dass Reisende nach ihrem Urlaub häufig gefährliche Bakterien im Gepäck haben, belegen zahlreiche Studien. So bringt etwa jeder Zweite, der nach Südostasien reist, problematische Erreger mit. Bei Indienreisen sind es gar drei von vier Touristen. Doch auch bei Aufenthalten in z.B. Spanien, Italien, Griechenland oder der Türkei kann man sich die besonderen Souvenirs einfangen.

Experten warnen vor resistenten Darmbakterien

Aktuell warnen Experten der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS) vor der Einschleppung sogenannter Beta-Laktam-Resistenzen durch Fernreisende. Dabei handelt es sich um Bakterien, die Abwehrmechanismen gegen bestimmte Klassen von Antibiotika, die Beta-Laktam-Antibiotika wie Penicilline und Cephalosporine, besitzen. Häufig verfügen typische Darmbakterien wie Escherichia coli und Klebsiellen über diese Abwehrmechanismen.

Präparate, die zur Gruppe der Beta-Laktam-Antibiotika gehören, werden verabreicht, um Infektionskrankheiten wie zum Beispiel Lungenentzündungen zu behandeln. Durch die Ausbreitung resistenter Keime könnten sie jedoch ihre Wirkung verlieren.

Südostasien ist Hotspot für resistente Keime

Strandurlaub

Die DGVS-Experten warnen insbesondere vor Fernreisen in Regionen, wo viele Menschen die resistenten Keime in sich tragen. Dazu zählen Südostasien mit 1,1 Milliarden Trägern, gefolgt von den westpazifischen Staaten, dem vorderen Orient und Afrika mit zusammen 110 Millionen Betroffenen.

Als Ursachen für die weite Verbreitung der resistenten Keime in Südostasien sehen die Experten den Mangel an sauberem Trinkwasser, die verbreitete Armut und die hohe Bevölkerungsdichte. Unter solchen Bedingungen könnten sich die Keime besonders gut verbreiten. Insbesondere Rucksackreisende sollten deshalb vorsichtig sein, weil sie oft nicht so gute hygienische Bedingungen vorfinden.

Wo viele Menschen sind, sind auch viele Bakterien

Generell sollten alle Reisenden auf eine gute Hygiene achten und sich schützen. Denn Keim-Fallen lauern überall. Schon bei der Anreise warten gefährliche Bakterien. Dort, wo Menschen aus aller Welt aufeinandertreffen: An Flughäfen, Bahnhöfen oder in den Verkehrsmitteln. Wer nicht aufpasst, bekommt anstatt einer Auszeit unter Palmen ein Problem mit der Gesundheit.

Beispiel Flughafen-Toilette: Forscher der Universität Münster und des Robert-Koch-Instituts haben sich die Türgriffe von Flughafen-Toiletten einmal genauer angesehen. Untersucht wurden insgesamt 400 Türklinken von 136 Flughäfen in 59 Ländern. Dabei entdeckten die Forscher so manchen multiresistenten und weit gereisten Erreger: etwa in Paris einen Keim, der bislang nur in Indien aufgetreten war.

Hygiene schützt vor krankmachenden Keimen

Bedeutet: Gründliches Händewaschen im Anschluss an den WC-Besuch ist sehr wichtig. Meiden sollte man, die Hände mit dem automatischen Händetrockner zu trocknen. Denn diese Geräte schleudern Bakterien mit bis zu 600 Kilometer pro Stunde umher. Damit werden 1300 Mal mehr Keime durch die Luft gewirbelt als bei Papierhandtüchern.

Auch in den Verkehrsmitteln ist Vorsicht angebracht: Die Reisewebseite „travelmath.com“ beauftragte einen Mikrobiologen, der stichprobenartig mehrere Flughäfen und Flugzeuge kontrollierte. Demnach lauern die meisten Keime auf den herunterklappbaren Tischchen im Flugzeug. Die Schnallen der Gurte sowie die Überkopfbelüftung sind genauso keimbelastet wie die Toiletten-Spültasten. Häufiges Händewaschen und ein Desinfektionsgel in der Handtasche, mit dem man bei Bedarf die Hände einreiben kann, helfen schützen.

Eine gute Händehygiene ist also auch und gerade im Urlaub sehr wichtig. Sie vermeidet, dass resistente Keime aus der Umgebung auf den Händen verbleiben und durch Hand-Gesichts-Kontakt über die Schleimhäute in den Körper gelangen. Ob Du Dir eine Darm- oder Atemwegserkrankung zuziehst oder nicht, hast Du damit ein Stück weit selbst in der Hand.

Fit und geimpft in den Urlaub

Zudem solltest Du darauf achten, was Du zu Dir nimmst. Reise-Durchfall geht mit einer besonders großen Wahrscheinlichkeit einher, dass Du Dir einen resistenten Keim einfängst. Um ihn zu vermeiden, solltest Du die allgemeine Empfehlung beim Umgang mit Lebensmitteln in exotischen Ländern beherzigen: „Koch es, schäl es oder lass es liegen“.

Urlaub mit Bulli?Zudem solltest Du körperlich möglichst fit sein, wenn Du verreist. Wer angeschlagen ist, sollte sich überlegen, was er sich zumutet. Gleiches gilt für Eltern mit kleinen Kindern. Denn ein starkes Immunsystem unterstützt Deinen Körper, gefährliche Keime abzuwehren.

Zu einer Fernreise inner- und außerhalb Europas gehört im Vorfeld auch eine gute ärztliche Impfberatung und bei Bedarf eine Ergänzung bzw. Auffrischung des Impfschutzes. Dies betrifft Standardimpfungen (wie z.B. auch gegen Masern, Mumps, Keuchhusten oder Influenza) und spezielle Reiseimpfungen (wie z.B. Tollwut, Hepatitis A/B, Gelbfieber). So vermeidest Du Infektionskrankheiten und – zumindest indirekt – auch Behandlungen mit Antibiotika, die zur Selektion oder Besiedelung mit resistenten Erregern führen können.

Resistente Keime in Krankenhäusern

Was man zudem – sofern möglich – vermeiden sollte: Krankenhausaufenthalte im Ausland. Das kann man sich zwar nicht immer aussuchen, aber wenn es doch mal so kommt, solltest Du so schnell wie möglich versuchen, nach Hause zu kommen. Die Gesundheitseinrichtungen in Südostasien beispielsweise weisen hohe Resistenzraten auf. Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe einer ärztlichen Behandlung einen resistenten Keim zu erwerben, ist daher hoch. Weil Träger ihre Bakterien unbemerkt an andere, abwehrgeschwächte Patienten abgeben könnten, fragen Krankenhäuser in Deutschland ihre Patienten deshalb auch vor der Aufnahme nach ärztlichen Behandlungen in Risikoländern.

Weitere Infos zum Thema Urlaub findest du hier: 
Lieber mal enstpannen: Wie Urlaub dem Immunsystem hilft
Sonne und Antibiotika?

Quellen: aerztezeitung.de, tk.de, fnp.de, augsburger-allgemeine.de

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