Wie-entstehen-antibiotikaresistenzen

4 häufige Fragen rund um die Antibiotikaresistenz

Sowohl im Praxisalltag als auch im privaten Umfeld werden mir immer wieder Fragen zu Antibiotikaresistenzen gestellt. Darum möchten wir auf die vier häufigsten Fragen zu Antibiotikaresistenzen in diesem Beitrag noch einmal genauer eingehen.

Antibiotikaresistenz – Wie entstehen Resistenzen gegen Antibiotika?

Die Antwort wird etwas länger, denn wenn man die Basis kennt, beantworten sich viele weitere Fragen gleich mit:

Die Informationen für alles, was lebende Organismen ausmacht, und auch für das, was sie zum Überleben brauchen, steckt in der DNA. Die meisten Bakterien vermehren sich durch Teilung: Die DNA und alle Zellstrukturen werden verdoppelt und teilen sich auf zwei Zellen auf. Wenn alles korrekt läuft, sind Mutter- und Tochterzelle absolut identisch. Beim Verdoppeln und Teilen können jedoch Fehler in der DNA auftreten. Man spricht dann von Mutationen.

Eine Mutation in einem sehr wichtigen Gen kann dazu führen, dass das Tochterbakterium nicht mehr lebensfähig ist und sofort stirbt. Mutationen in weniger wichtigen Gen fallen unter Umständen gar nicht stark auf: Das Bakterium kann überleben, aber die Zusammensetzung von einem Zellbestandteil hat sich etwas geändert – was zum Beispiel die Funktion von Enzymen verändern kann. In einem solchen Fall treten nun die mutierten und die unveränderten Bakterien in einen Konkurrenzkampf. Wer besser an die Umwelt angepasst ist, hat einen sogenannten Selektionsvorteil: Werden die Ressourcen knapp, überleben die besser angepassten Bakterien eher und können die jeweils andere Variante verdrängen. Je nach Konstellation kann das entweder die Mutante sein oder das ursprüngliche Bakterium.

Im Fall der Antibiotikaresistenz entsteht durch eine zufällige Mutation eine Veränderung, durch die das Antibiotikum dem mutierten Bakterium nichts mehr anhaben kann. Dies wird aber erst deutlich, wenn die Bakterien mit dem Antibiotikum in Kontakt kommen: Die mutierten Bakterien mit der Resistenz haben nun einen Selektionsvorteil und überleben, während die Bakterien ohne das Resistenzgen sterben.

Wie werden Resistenzen weitergegeben?

Da Bakterien sich durch Teilung vermehren, wird eine Resistenz an alle Bakterien weitergegeben, die von dem zuerst mutierten Bakterium abstammen. Es gibt aber noch eine weitere Möglichkeit, wie Resistenzen von Bakterium zu Bakterium weitergegeben werden können:

Neben den großen DNA-Molekülen haben Bakterien nämlich auch einige Gene in kleinen DNA-Ringen, die Plasmide genannt werden. Diese Plasmide können sie an andere Bakterien weitergeben. Als würden sie eine Kopie der neusten CD weitergeben. So können Resistenzgene von Bakterium zu Bakterium weiterverteilt werden. Ein Bakterium kann auch mehrere, unterschiedliche Resistenzgene von verschiedenen Bakterien bekommen und so eine Multiresistenz gegen mehrere Antibiotika entwickeln.

Werden Resistenzfaktoren von Mensch zu Mensch weitergegeben?

Nein. Resistent wird nicht der Mensch, sondern das Bakterium. Es ist also keine Veränderung in Dir, die Dich zum Beispiel für eine bakterielle Infektion anfälliger machen würde, oder durch die ein Antibiotikum bei Dir weniger wirksam wäre, oder die ein Bakterium resistent machen würde, sobald Du mit ihm in Kontakt kommst.

Wie mit einem nicht-resistenten Bakterium kannst Du Dich aber natürlich auch mit einem resistenten Bakterium bei jemandem anstecken, der daran erkrankt ist.

Bedeutet die Infektion mit einem resistenten Erreger für ansonsten gesunde Menschen einen gefährlicheren Verlauf oder wird man stärker oder leichter krank?

Nein. Resistente Bakterien sind nicht per se krankmachender. Ob Du an einer resistenten Form oder an einer nicht-resistenten Form erkrankst: der Krankheitsverlauf ist der gleiche und Dein Immunsystem kann beide Varianten gleich gut oder eben gleich schlecht bekämpfen.

Gefährlich wird es also nur bei den Bakterien, mit denen Dein Immunsystem nicht zurechtkommt. Dies kann passieren, weil es entweder eine besonders aggressive Bakterien-Art ist oder weil Dein Immunsystem geschwächt ist. In diesen Fällen braucht Dein Immunsystem Unterstützung durch ein Antibiotikum – und erst ab diesem Zeitpunkt wird die Infektion mit einem resistenten Bakterium gefährlicher, weil das Antibiotikum nicht mehr wirkt.

Besonders gefährlich sind daher die sogenannten „Krankenhausinfektionen“, die medizinisch als „nosokomiale Infektionen“ bezeichnet werden. Darunter fallen ganz unterschiedliche Infektionen mit Bakterien, aber auch mit Viren oder Pilzen. Allen gemein ist, dass sie im Zusammenhang mit einer medizinischen Behandlung wie zum Beispiel einer Operation einhergehen. Das bedeutet, dass diese Erreger auf Menschen treffen, deren Körper und Immunsystem durch eine andere Krankheit oder einen Unfall geschwächt sind. Diese Menschen sind also anfälliger für Infektionen, weil ihr Immunsystem sie nicht allein bekämpfen kann. Und ausgerechnet im Krankenhaus kommen häufiger resistente Keime vor.

Hast Du auch eine Frage?

Solltest Du auch eine Frage zur  Antibiotikaresistenz haben, dann schreib uns bitte! Wir werden gerne versuchen, sie Dir zu beantworten.

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