Viele Antibiotika haben einen natürlichen Ursprung. Mit Penicillin zum Beispiel halten sich u. a. diverse Pilze (verschiedene Penicillium-, Aspergillus- und Trichophyton-Arten) die Bakterien vom Pelz. Daher ist auch eine gewisse Resistenzbildung gegen Antibiotika in der Umwelt ganz natürlich. Vergleiche von Bodenproben aus den 1940er Jahren (vor der „Erfindung“ der Antibiotika) mit denen von heute zeigen jedoch einen deutlichen Anstieg von Antibiotikarückständen und resistenten Bakterien im Boden – und dieser Anstieg geht auf den zunehmenden Einsatz von Antibiotika durch den Menschen zurück.
Wie gelangen Antibiotika in die Umwelt?
Viele Antibiotika (aber auch etliche andere Medikamente) werden nur zum Teil im Körper verstoffwechselt und selbst diese Stoffwechselprodukte können noch eine antibiotische Wirkung haben. Jeder, der ein Antibiotikum einnimmt, scheidet daher einen Teil des Wirkstoffs verändert oder unverändert wieder aus. Da die Kläranlagen nicht in der Lage sind, Arzneimittelrückstände vollständig abzubauen oder herauszufiltern, können diese über das geklärte Wasser oder den aufbereiteten Klärschlamm in die Umwelt gelangen.
Ein noch größeres Problem stellt die Massentierhaltung dar. Zwar ist der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung in den letzten 10 Jahren kontinuierlich zurückgegangen, jedoch werden nach wie vor große Mengen eingesetzt. Auch der tierische Organismus scheidet Teile des Wirkstoffes aus, die dann mit Mist und Gülle auf den Feldern landen. Bei der Fischzucht geraten die Antibiotika je nach Haltungsform entweder direkt (bei Aquakulturen) oder mit dem Abwasser in die Umwelt, wenn die Fische in Tanks gezüchtet werden.
Die Antibiotika-Konzentrationen sind zwar in der Regel so gering, dass sie das Bakterienwachstum nicht hemmen – aber sie können ausreichen, resistenten Bakterien einen Selektionsvorteil zu bieten. Und genau darin liegt das Problem: Überall, wo Antibiotikarückstände in Gewässern und auf den Feldern landen, können sich vor allem die resistenten Bakterien vermehren und so die Bakterien verdrängen, die noch sensibel auf Antibiotika reagieren.
Die resistenten Bakterien in der Umwelt entstehen dabei nur teilweise „vor Ort“. Ein anderer Teil gelangt auf dem gleichen Weg in die Umwelt, wie die Antibiotika: über die Kläranlagen und die Düngung der Felder.
Jeder kann dazu beitragen, den Eintrag von Antibiotika in die Umwelt zu verringern
Und es ist gar nicht schwer. Nimm ein Antibiotikum nur, wenn Du es tatsächlich brauchst, dann aber wirklich konsequent und wie verschrieben. Du darfst auch beim Arzt hinterfragen, ob eine Einnahme unbedingt notwendig ist. Da viele Menschen schnell wieder im Alltag „funktionieren“ wollen, neigen einige Ärztinnen und Ärzte dazu, zu früh ein Antibiotikum zu verschreiben. Oft reicht jedoch ein wenig Ruhe, damit das Immunsystem seinen Job tun kann.
Einen noch weitaus größeren Hebel haben wir bei unserer Ernährung. Dafür muss man nicht vollständig auf tierische Lebensmittel verzichten. Es reicht der bewusste Umgang mit ihnen und ein geringerer Konsum. Bei Bio-Produkten ist der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung nicht erlaubt. Je weniger Fleisch- und Milchprodukte wir aus der konventionellen Landwirtschaft verzehren, umso weniger Tiere müssen gehalten werden. Je weniger Tiere, desto weniger Antibiotika müssen eingesetzt werden.