Streptokokken, Staphylokokken, Listerien oder E. coli: Erkrankt eine Frau während der Schwangerschaft an einer bakteriellen Infektion, ist die Verunsicherung oft groß. Viele Frauen sind in der Schwangerschaft besonders skeptisch, wenn sie Arzneimittel einnehmen sollen. Dies gilt auch für Antibiotika. Einerseits fürchten sie, dass das Medikament das ungeborene Leben gefährden kann. Doch umgekehrt kann auch die unbehandelte Infektion die Mutter – und manchmal auch das Kind – schädigen.
Risiken von Antibiotika in der Schwangerschaft
Eine Schwangerschaft dauert neun Monate und viele Frauen stellen sich die Frage, ob die Verträglichkeit von Antibiotika oder die Risiken für das Ungeborene zu jedem Zeitpunkt identisch sind. Aus ethischen Gründen führen Wissenschaftler und Mediziner keinerlei Studien an schwangeren Frauen durch. Deshalb lässt sich die Frage lediglich anhand von Einzelbeobachtungen und sogenannten epidemiologischen Studien beantworten. Es gibt zwar umfangreiche Studien an Tieren. Bezüglich der Nebenwirkungen oder möglichen Schädigungen des Babys lassen sich deren Ergebnisse jedoch nur sehr begrenzt auf den Menschen übertragen. Was jedoch sicher ist: Während der ersten Monate ist der Fötus besonders anfällig gegen Störungen von außen, wie beispielsweise auch einer Zuführung von Antibiotika. Deshalb ist hier ganz besondere Vorsicht geboten.
Trotz allem ist es ratsam, bakterielle Infektionen, die den Verlauf der Schwangerschaft oder die Gesundheit des Kindes gefährden könnten, mit einem geeigneten Antibiotikum wirksam zu therapieren.
Risiken bakterieller Infektionen in der Schwangerschaft
Bakterielle Infektionen Schwangerer können für das Kind zu lebensbedrohlichen Schädigungen führen. Die Mehrzahl der Erreger stammt dabei aus der eigenen Körperflora der Frau, in der Regel aus der Darm- oder Hautflora. Dabei handelt es sich beispielsweise um Streptokokken oder Listerien.
Streptokokken sind Teil der natürlichen Darmflora bei Frauen und Männern, die normalerweise bei Gesunden keine schweren Erkrankungen verursachen. Ganz anders während der Schwangerschaft: Hier zählen sie zu den häufigsten Erregern schwerer Infektionen beim Neugeborenen, die häufig tödlich enden können. Eine zielgerichtete Behandlung mit Antibiotika vor der Geburt kann helfen, Schlimmeres zu verhindern.
Eine weitere Gefahrenquelle stellen Listerien dar, die bei Haustieren, Nagetieren und Vögeln weit verbreitet sind und über die Milch oder den Kot von Tieren übertragen werden. Bei einer Infektion können Blutvergiftung, massives Anschwellen von Leber und Milz, Entzündungen von Herz und Gehirn, Fehl- oder Totgeburt mögliche Folgen sein. Listerien sind selbst unter widrigen Umweltbedingungen äußerst widerstandsfähig. Eine Übertragung kann über eine Schmutz- oder Schmierinfektion mit kontaminierter Erde oder über Nahrungsmittel wie rohes Fleisch, Fisch, (Weich-)Käse, Eier und Rohkost erfolgen. Selbst bei Kühlschranktemperaturen von 4 °C können sich diese Bakterien noch vermehren. Durch Kochen und Braten werden sie aber zerstört. Sorgfältige Hygiene im Umgang mit Nahrungsmitteln wird empfohlen. Kein rohes Fleisch, Fisch, Rohmilch oder Weichkäse, getrennte Aufbewahrung von rohen und zubereiteten Speisen und gründliches Waschen von Salaten. Auch Vorsichtsmaßnahmen im Kontakt mit Haustieren können präventiv wirken.
Auch Harnwegsinfektionen treten in der Schwangerschaft häufiger auf. Generell sind Frauen anfälliger als Männer. Durch verschiedene Faktoren wie einer Einengung der ableitenden Harnwegen und Harnblase und somit einem vermindertem Harnabfluss wird das Auftreten der Erkrankung in der Schwangerschaft sogar noch begünstigt. Werden Harnwegsinfektionen in der Schwangerschaft nicht behandelt, besteht das Risiko einer Nierenbeckenentzündung und einer damit verbundenen Frühgeburt des Kindes.
Arzt oder Ärztin immer über Schwangerschaft informieren
Bei vielen Infektionen in der Schwangerschaft wäre es also für das Baby und auch die werdende Mutter gefährlicher, nicht zu behandeln. Besser ein speziell ausgewähltes und sorgsam dosiertes Antibiotikum einzusetzen. Aufgrund der Risiken, die eine Antibiotikagabe aber immer mit sich bringen kann, sollten Arzt oder Ärztin über eine eventuell bestehende Schwangerschaft auf jeden Fall vorab informiert werden. Nur so wird es ihnen ermöglicht, den richtigen Wirkstoff auszuwählen. Damit das Antibiotikum auch während der ersten Schwangerschaftswochen und -monate eingenommen werden darf. Zudem sollten auch Schwangere das Antibiotikum mit Bedacht und wie verschrieben einnehmen. Hinweise zum Umgang mit Antibiotika findest Du auch in unseren FAQs zur Einnahme von Antibiotika. Im Übrigen enthält jedes Medikament einen Beipackzettel, aus dem ersichtlich ist, ob das Präparat für Schwangere geeignet ist.
Quelle: www.pharmazeutische-zeitung.de