Hygiene beim Zelten?

Näher erklärt: Hygiene beim Zelten?

Für die einen ist es das absolute Highlight im Urlaub oder auch mal am Wochenende, für andere ist es der blanke Horror: Beim Zelten scheiden sich die Geister. Dabei kann diese einfache Urlaubsform sogar ganz besonders erholsam sein. Damit es allerdings kein böses Erwachen auf der Isomatte gibt, ist auch beim Zelten eine gewisse Hygiene notwendig. Erfahre hier, wie Du beim Urlauben in der Natur sauber bleibst und dabei die Umwelt schonst und welche positiven Aspekte Zelten für Deine Gesundheit bereithält.

  1. Allgemeine Camping-Hygiene

Sauberkeit ist wichtig – das gilt nicht nur Zuhause, sondern auch in der Natur. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass Du Deinen Schlafplatz sauber verlässt und Du insbesondere Deinen Müll wieder mitnimmst. Darüber hinaus solltest Du darauf achten, dass keine Nahrungsreste liegen bleiben. Diese locken tierische Gäste wie beispielsweise Mäuse an. Das ist nicht nur problematisch, weil diese alles annagen, sondern auch, weil die Tiere ihren Kot und Urin hinterlassen. Und darin können Krankheitserreger enthalten sein. Besonders wichtig ist auch beim Campen regelmäßiges und sorfältiges Händewaschen, letztlich genauso wie zu Hause.

Wie man sich richtig die Hände wäscht, erfährst du hier!

  1. Sauber bleiben – Körperpflege in der Wildnis

Hygiene beim Campen ist wichtig
Hygiene beim Campen ist wichtig

Wenn Du keine Probleme damit hast, ist es nicht ganz so schlimm, wenn Du beim Campen nicht den ganzen Körper wäschst. Füße, Beine, Bauch und Rücken kommen auch mal eine Weile ohne Wäsche aus. Problemzonen sind dagegen Achselhöhlen, Anal- und Genitalbereich. Diese Bereiche sind prädestiniert dafür, dass sich hier Schweiß ablagert und Bakterien sich leicht vermehren. Das kann zu Entzündungen und Erkankungen führen.

Die einfachste Möglichkeit, sich in der Natur zu waschen ist, natürlich vorhandene Gewässer zu nutzen. Wenn Du an einem See oder Fluss zeltest, kannst Du beispielsweise darin baden. Aber: Du solltest darauf achten, dass das Wasser so sauber ist, dass Du Dich dadurch nicht noch schmutziger macht. Gerade bei fließenden Gewässern, die bereits einige Städte passiert haben, kann das Wasser verunreinigt sein.

  1. Schmutzige Kleidung waschen?

Dreckige Kleidung kannst Du in einem Fluss reinigen. Fixiere dafür die Schmutzwäsche in einem Bach, so dass sie komplett unter Wasser ist und lasse sie über Nacht dort liegen. Zum Fixieren kannst Du stabile Äste nehmen, auf die Du Deine Wäsche auffädelst und die Du dann am Ufer oder im Bach befestigst. Durch die Fließkraft des Wassers wird die Kleidung durchgespült, wodurch sich die meisten Verschmutzungen lösen. Richtige Flecke bekommst Du auf diese Weise leider nicht heraus, aber für den täglichen Bedarf reicht es aus.

Alternativ kannst Du deine Wäsche auch in einem Wassereimer oder etwas Vergleichbarem kneten und walken. Hier kannst Du auch Seife benutzen, was im Bach natürlich nicht möglich ist.

  1. Geschirr im Freien spülen?

Wenn viel Wasser zur Verfügung steht, kannst Du Dein Geschirr natürlich ganz normal abspülen. Nächtigst Du jedoch nicht in der Nähe einer Wasserquelle, ist Wasser ein zu rares und wertvolles Gut. Dann helfen Fichten- oder Tannenreisig am besten. Einfach einige grüne Zweige von einem Baum abzwicken und ein wenig zusammenknüllen. Die frischen Nadeln funktionieren ein bisschen wie ein Scheuerschwamm und lösen den Dreck erstaunlich vom Geschirr. Auch die Blätter von anderen Pflanzen eignen sich oft sehr gut zum Reinigen. Bedenke jedoch, dass Du Dinge reinigst, von denen Du isst. Deshalb solltest Du nur Blätter von Pflanzen verwenden, bei denen Du sicher bist, dass sie ungiftig sind.

  1. Seife in der Natur?

Seife sorgt für Hygiene. Doch beim Umgang mit Seife in der Natur gibt es einiges zu beachten. Denn wenn Du in der Natur unterwegs bist, geht es auch darum, Dein Umfeld zu schützen. Bei der Körperpflege solltest Du daher grundsätzlich alle künstlichen und chemischen Pflegeprodukte weglassen, da diese der Natur schaden. Dazu zählen die meisten Cremes, Duschgels, Lotionen und auch Zahnpasta, sowie Spülmittel, Waschpulver und Weichspüler. All diese Chemikalien werden von Lebewesen als Gift wahrgenommen und müssen wieder abgebaut werden.

In der Zivilisation gelangen diese Giftstoffe in das Abwassersystem. Wenn Du in der Natur bist, gelangen diese Stoffe ungefiltert ins Grundwasser, in Bäche und Flüsse – und so zu Pflanzen und Tieren, die damit in Kontakt kommen. Das ist aber kein Grund auf Seife zu verzichten: Es gibt vollständig abbaubare Seifen oder reine Naturseifen, die nur aus Natron und Olivenöl oder anderen hochwertigen Ölen bestehen. Diese Seifen können wieder abgebaut werden, ohne dass sie Schaden anrichten.

  1. Draußen Zähne putzen

Beim Zähneputzen solltest Du auf herkömmliche Zahnpasta verzichten. Denn diese enthält nicht nur Fluor, sondern besteht zu einem großen Prozentsatz aus Kunststoff-Nano-Partikeln. Diese sollen für den Reinigungseffekt sorgen, gelangen dabei aber auch in unseren Körper und in unser Wassersystem. Den Zahnpastaschaum nach dem Zähneputzen irgendwo in die Gegend zu spucken, ist also nicht weniger schädlich, als ein Tetrapack oder eine Schokoriegelverpackung wegzuwerfen. Das heißt jedoch nicht, dass Du das Zähneputzen jetzt weglassen kannst. Du solltest darauf achten, eine entsprechende Zahnpasta zu besorgen.

  1. Und wie ist das mit dem Outdoor-Toiletten-Besuch?

Was das kleine Geschäft anbelangt, ist die Frage leicht beantwortet. Männer suchen sich einen Baum und Frauen ein Gebüsch, hinter dem sie etwas Sichtschutz finden. Für das große Geschäft solltest Du eine Toiletten-Zone festlegen. Bist Du mit mehreren Menschen unterwegs, sollte jeder einen eigenen Platz zugeteilt bekommen. Um es so angenehm wie möglich zu gestalten, sollte man seinen Haufen im Anschluss verscharren. Eine kleine Kuhle reicht vollkommen. Zum Thema Klopapier: Je nach Klima kann es länger dauern, bis Klopapier zerfällt. Hier kann es sich anbieten, das Klopapier vorsichtig zu verbrennen. Als Alternative zum Toilettenpapier bietet sich Moos an.

Zelten: Gesund und erholsam

Wenn Du diese Regeln befolgst, sollte einem gesunden Camping-Urlaub nichts mehr im Wege stehen. Dass Campen der Gesundheit nutzt, konnte übrigens eine Untersuchung von Wissenschaftlern der University of Colorado in Boulder, USA, nachweisen. Dafür kommen mehrere Gründe in Betracht:

Zelten kann gesund sein!
Zelten kann gesund sein!

Mehr frische Luft: Wer im Zelt schläft, ist nur durch eine dünne Außenhaut von der freien Natur getrennt. Die Versorgung mit frischer Luft ist dadurch deutlich besser, als sie es in geschlossenen Räumen sein kann. Selbst wenn man bei geöffnetem Fenster schläft, zirkuliert die Luft nicht im selben Maße. Ganz zu schweigen davon, dass in vielen Urlaubsresorts Klimaanlagen zum Einsatz kommen.

Aktiver Urlaubsstil: Egal ob am Strand oder in den Bergen: Beim Campen verbringt man zwangsläufig den größten Teil des Tages im Freien. Da der Aufenthalt im Zelt schnell etwas eintönig werden kann, ist der Anreiz hoch, den Tag aktiv zu gestalten. Und wandern, schwimmen oder Rad fahren sind nicht nur gut für die Fitness. Solche Aktivitäten sorgen auch dafür, dass man abends schnell in die Nachtruhe findet.

Besserer Tag-Nacht-Rhythmus: Den stärksten Effekt auf die Schlafqualität hat jedoch laut der Studie wahrscheinlich die Veränderung des Tag-Nacht-Rhythmus, die sich infolge eines Zelturlaubs ergeben kann. Denn tatsächlich verschiebt das Schlafen im Zelt diesen Rhythmus zum Teil ganz erheblich. Bei einem konkreten Vergleich vor und nach einem einwöchigen Natururlaub zeigte sich: Während bei Studienteilnehmern vorher der Rhythmus um ungefähr zwei Stunden hinter dem eigentlich natürlichen herhinkte, war diese Verschiebung danach so gut wie verschwunden. Der Grund hierfür: Zum einen wird man beim Zelten mit dem Anbruch des Tages schnell vom Licht geweckt. Zum anderen stehen deutlich weniger künstliche Lichtquellen und elektronische Unterhaltungsmedien zur Verfügung, die letztlich dafür verantwortlich sind, dass sich der Tag-Nacht-Rhythmus des modernen Menschen vom eigentlich natürlichen Rhythmus loslösen konnte.

Vorteile für die Beweglichkeit

Daneben hat Zelten nicht nur auf die Schlafqualität positive Effekte. Auch die Beweglichkeit kann davon profitieren – und zwar, weil es weniger komfortabel ist. So liegt die Schlafstätte typischerweise direkt auf dem Boden. Beim Hinlegen und Aufstehen muss man sich folglich etwas mehr anstrengen. Die meisten Zelte sind zudem niedriger als die Wohnung zu Hause, so dass man sich häufiger bücken oder in die Hocke gehen muss. Und manchmal ist es sogar erforderlich, sich im Zelt kriechend vorwärts zu bewegen. Das mag einem unbequem und möglicherweise lästig erscheinen. In der Tat handelt es sich jedoch um Bewegungsformen, die wir im Alltag kaum üben. Letztlich führen die möglicherweise empfundenen Komforteinbußen so zu einem ungewöhnlichen Beweglichkeitstraining.

Campingplatz mit Bedacht wählen

Wie positiv die Effekte für die Gesundheit beim Zelturlaub sind, hängt letztlich jedoch auch davon ab, wie man seinen Urlaub konkret gestaltet. Wer zum Beispiel einen Campingplatz wählt, bei dem bis spät in die Nacht Animateure lautstark für Stimmung sorgen, sollte besser nicht mit positiven Effekten für den Schlaf rechnen. Das gleiche gilt, wenn man das Urlaubsdomizil mit allerlei elektronischen Geräten ausstattet, so dass man – genauso wie zu Hause – auch in der freien Natur zu nachtschlafender Zeit noch Fernsehen gucken oder im Internet surfen kann.

Wer jedoch den Campingurlaub so angeht, dass er zu einer echten Auszeit von den üblichen Verlockungen und Ablenkungen der Zivilisation wird, darf sich auf sehr erholsame Tage freuen.

Quellen: www.hkk.de, www.bergzeit.de

 

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